sternstudio.at
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Diese Serie von Fotografien beschäftigt sich mit der Frage der Integration auf visueller Ebene und ihrer Unmöglichkeit. Es ist eine Antwort, die aus eigener Erfahrung entstanden ist. Selbst wenn keine Vorurteile im Spiel sind, für viele Einwanderer gibt es trotzdem immer noch ein starkes Bewusstsein des Nicht-Angepasst-Seins, ein Gefühl der Unterschiedlichkeit. Plötzlich ändert sich ein Erscheinungsbild von normal auf “exotisch” und – egal ob negative oder positive Bilder, es bildet sich eine Barriere im sozialen Kontakt. Was hier kartiert wird, ist der Versuch, eine neue visuelle Identität zu schaffen , um das authentische „Originalbild“ zu überschreiben. Es geht nicht um die Absorption eines umgebenden kulturellen Stils, sondern vielmehr um eine wahrgenommene und fehlinterpretierte Version davon, versuchend diesen Stil als Maske zu verwenden. Wie kosmetische Chirurgie ist der Versuch der „Anpassung“ zwangsläufig zum Scheitern verurteilt und es stellt sich die Frage: Kann ich hoffen, dass ich die visuelle Identität der Menschen um mich herum, hier in meiner zweiten Heimat, verstehen lernen kann?
Die Serie ist eine Erzählung, die das Versprechen von einem Gefühl des Fortschritts zu bieten scheint , während sie tatsächlich die Absurdität eines Prozesses dokumentiert, der lediglich ihr Unbehagen und ihre Verlegenheit externalisiert. Schritt für Schritt entfernt sich die Person von ihrem „natürlichen“ Zustand, doch die “Identität”, die sie sich ausgesucht hat, passt nicht so recht. Sie benutzt vermeintliche Schlüsselelemente westlicher Jugendkultur – Piercing, Bleichen und doch: statt einem gelungenen „Weißabgleich“ wird ihr Aussehen mit jedem Bild fremder. Je mehr sie versucht , umso mehr scheitert sie. Letztlich erscheint sie entleert von ihrer Farbe, ihres Geistes, in einem Schwebezustand einer gefakten Identität, eines Niemandslandes, das weder ein zu Hause noch ein adoptiertes Land ist .
Diese stage photography-Serie wurde ohne Verwendung von Photoshop oder digitaler Manipulation hergestellt.
(Text: Kate Howelett-Jones)
Maryam Mohammadi
Freischaffende Fotografin (Dokumentar- und Stage-Fotografie) aus Teheran mit den Schwerpunkten Geschlecht und Sozialisation sowie Migration. Sie bezieht sich dabei meist auf die spezielle Situation, vornehmlich von Frauen in verschiedenen kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen Kontexten. Thema ihrer Arbeiten ist es, wie sich lokale und globale Konditionen in die persönlichen Biographien und Identitäten einschreiben. Dabei reflektiert sie ihre eigenen Alltagserfahrungen in zwei sehr unterschiedlichen Gesellschaftssystemen und setzt sie sich selbst immer wieder als Anschauungsobjekt und -subjekt ein. Sie lebt und arbeitet seit 2009 in Graz.
Ausbildung
seit 2009: phD-Studium an der Jan Evangelista Purkyně Universität (Fakultät für Kunst und Design) in Tschechische Rep.
2005: M.A. in Kunstgeschichte, Azad Universität, Tehran, Iran.
Auszeichnungen
2013 Kunstförderungspreis der Stadt Graz.(A).
2003 und 2004: Auszeichnung als iranische Fotografin des Jahres, beim 2. (2. Preis) und 3. Festival (1. Preis) der Vereinigung Iranischer Theaterkritiker, Tehran, Iran.
2002: Auszeichnung für die beste Fotografin, International Fadjr Festival, ein Jahrzehnt Theaterfotografie, Tehran, Iran (1. Preis).
Lehrtätigkeiten und fotografische Arbeiten
Seit 2011: Fotoworkshops für Jugendliche und Erwachsene, Mitarbeit an EU-Projekten (Österreich).
2003-09: Dozentin für „Fotografie in Technik und Theorie“ an der Azad Kunst & Archäologie Universität, Tehran (Iran).