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Martina Tritthart
All the colours you like!
Eröffnung am 27. September 2018, 19:00
Ausstellung nach Vereinbarung geöffnet,
vom 28. September bis 14. Oktober 2018
E-mail: info@sternstudio.at
Die installative Arbeit von Martina Tritthart basiert auf den Grundprinzipien der Optik und der menschlichen Wahrnehmung, die sie in Relation zum jeweiligen vorhandenen architektonischen Raum immer wieder aufs neue infrage stellt.
Die Werkschau „All the colours you like!“ präsentiert drei Lichtarbeiten, die
die Phänomene Projektion & Schatten, Reflexion & Interferenz und Camera Obscura behandeln. Neben Licht- und Medienprojektoren verwandeln sich drehende dichroitische Gläser den Ausstellungsraum in einen immersiven Erlebnisraum.
Auszug aus einem Artikel über “Oszillation und Emergenz” aus dem Jahrbuch 2018 / 2019 der Hanns-Lilje-Stiftung S.24:
Schließlich erklimmen die Besucher den Glockenturm, um zur nächsten Installation in das Turmzimmer zu gelangen. Allein die Höhe, in der es über der Stadt schwebt, ist imposant: Mit 115 Metern hat die St. Andreaskirche den höchsten Kirchturm Niedersachsens. Drei hohe gotische Fenster eröffnen einen weiten Blick über Hildesheim.
Was könnte die zeitgenössische Kunst hinzufügen? „Tagsüber eigentlich gar nichts“, gibt die Künstlerin Martina Tritthart zu. „Das Turmzimmer, direkt unter den Glocken, ist wunderbar, es ist warm und heimelig. Man spürt seine Kraft.“ In langen Winternächten aber ist das anders. „Dann kann ich Licht einsetzen. Dieses versetzt den Raum, analog zur Schwingung der Glocke, in Bewegung.“
„Oszillation und Emergenz“ hat die Österreicherin ihre Installation genannt.
An der hohen Decke hat sie für die Besucher an langen Seilen eine Schaukel befestigt. Wer darin – ganz im Sinne des namensgebenden Werks – schwingt und hinaufsteigt, wird selbst zum Pendel. Ähnlich einfach und eindrücklich effektvoll, ist Trittharts Lichtkunst: blaue Glasplatten, die sich auf einem Querbalken in der Mitte des Raumes drehen. Im Lichtstrom starker Strahler setzen sie ein visuelles Verwirrspiel in Gang. Im Fachjargon der Optik werden die blauen Platten als dichroitische Filter bezeichnet, die je nach Rotationswinkel Licht durchlassen oder Komplementärfarben reflektieren. In der Höhe des Raumes wird das Blau zu Hellgelb, auf dem Fußboden zerfällt es in Orange, Rot, Grün und Magenta.
Zu jeder vollen Stunde läutet über dem Turmzimmer die Glocke, ihr mächtiger Klang lässt den Boden unter den Füßen der Besucher vibrieren. Der Raum selbst scheint im Flirren der bunten Flecken zu rotieren. Die Lichtpunkte ziehen die Blicke nach oben, wo der Betrachter von der imposanten Höhe der Balkendecke kurz von einem Schwindel erfasst wird, dann wandern sie über die Trägerkonstruktion der Treppe wieder hinunter. Inmitten dieses Lichtermeers trauen sich nur die Mutigen unter den Besuchern auf die Schaukel. Doch mit jedem Schwung gewinnen sie Spaß an der Höhe. Sie schwingen wie ein Pendel und steige hinauf – hoch über das Lichtermeer der Stadt, das durch die Fenster zum Turmzimmer hinauf scheint.
(Foto oben: Sara Foerster)